Vergesellschaftung


Ein weiterer häufiger Fehler, den viele Kaninchenhalter/-innen begehen, ist, dass sie, wenn sie sich ein zweites Kaninchen anschaffen, es einfach zu dem anderen (oftmals noch in den viel zu kleinen Käfig) setzen. Das, was viele nicht bedenken ist, dass Kaninchen sich nicht sofort von vornherein verstehen, sie müssen sich erst richtig kennenlernen und das geht nur, wenn es sich nicht um das Revier des bereits bestehenden Kaninchens handelt. Denn das Kaninchen, was zuerst da war, wird sein Revier verteidigen wollen, vor dem “fremden Eindringling”.

Kurze Randinformation hierzu: Es gibt durchaus andere Vergesellschaftungsformen, die allerdings für eher erfahrene Halter/-innen sind und nicht immer unbedingt funktionieren. Die Form des neutralen Zusammenführens ist die Methode, die erfahrungsgemäß am besten und einfachsten funktioniert. 

Somit muss eine Vergesellschaftung (auch “VG” oder “ZF” = Zusammenführung abgekürzt) auf “neutralem Boden” stattfinden. Also ein Raum, den beide Kaninchen nicht kennen und in dem sie noch nie waren.


1. “neutraler Boden”:

Am besten funktioniert eine VG auf neutralem Boden, einen Raum, den beide nicht kennen (siehe oben). Das kann zum Beispiel das Badezimmer sein oder bei freier Wohnungshaltung vielleicht sogar bei einem Freund oder einer Freundin in der Wohnung.

2. Kein Sicht- oder Riechkontakt:

Bevor die VG beginnt, sollten sich beide Kaninchen nicht sehen- oder riechen können. Es empfiehlt sich also, wenn beide Kaninchen in zwei verschiedenen Räumen untergebracht sind, bevor die VG beginnt. Diese zwei Räume sollten dann auch nicht zur VG genutzt werden. Niemals sollte man die Kaninchen in zwei Käfigen nebeneinander stehen- und sich beschnuppern lassen! Dadurch, dass sie sich nur sehen und riechen können, jedoch nicht ihre Rangordnung klären können, bauen sich von vornherein Aggressionen auf, die bei der VG dann letztendlich negative Auswirkungen haben- und dadurch auch im schlimmsten Falle zum Scheitern führen könnten.

3. Größe:

Der Ort an dem die Kaninchen ihre VG haben, sollte nicht zu klein aber auch nicht zu groß sein. Ist der Raum zu klein, können sich die Kaninchen kaum aus dem Weg gehen, wenn sie möchten. Ist der Raum zu groß, könnten sie sich “aus den Augen verlieren” bzw. müsste keine Konfrontation mit den anderen Kaninchen entstehen. Dies beläuft sich allerdings auch auf die Anzahl der Kaninchen aus. Bei zwei Kaninchen muss der Raum natürlich nicht so groß sein, wie bei 3-6 oder mehr. Pauschal kann man aber sagen, besser zu groß, als zu klein!

4. Vorbereitung:

Der Raum, der für die VG genutzt werden soll, muss zunächst “präpariert” werden. Futter darf nicht nur an einer Stelle zu erreichen sein, es sollten mehrere Futterstellen vorhanden sein. Damit auch Kaninchen, die gejagt werden, zum Fressen kommen.

Außerdem sollten ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein, diese dürfen niemals nur einen Ein-/Ausgang haben! Falls das unterwürfige Kaninchen in den Unterschlupf hinein möchte und das dominantere Kaninchen dem anderen nachläuft und somit den Ein-/Ausgang versperrt, kann es sein, dass das dominantere Kaninchen das unterwürfige bekämpft, da es nicht “den Platz frei macht”. Somit müssen immer mindestens zwei Ein-/Ausgänge vorhanden sein!

Auch ein rutschfester Boden ist enorm wichtig, um Verletzungsgefahren vorzubeugen. Ist der Boden zu glatt, können Kaninchen nicht richtig rennen und in schwierigen Situationen ausrutschen oder auch von dem Tier, welches das andere jagt, eher verletzt werden. Am besten eignet sich ein Teppich bzw. mehrere Teppiche.

5. Wohnungssicherung zum Schutz vor Verschmutzung:

Da es bei einer Vergesellschaftung oft zur Unsauberkeit der Kaninchen kommen kann und sie ggf. im Springen mit Urin markieren oder überall Köttel herumfliegen können, sollte man die Wohnung ausreichend für sich selbst “absichern”. 🙂 An Wänden kann man beispielsweise Kartons hinstellen zur Absicherung von Wand und Tapete. Auf dem Boden, wenn möglich, nicht ein Zimmer mit eingelegtem Teppich zur VG nehmen, sondern lieber ein Zimmer mit PVC (der lässt sich besonders gut reinigen). Darauf rutschfeste Teppiche, die man zur Not entweder entsorgen oder sogar waschen kann.

Bei Unsauberkeit bitte kein Grund zur Sorge! Waren die Kaninchen zuvor bereits stubenrein, sind es aber in der VG plötzlich nicht mehr, ist das völlig normal. Sobald die VG komplett abgeschlossen ist, sie sich verstehen und sich länger wieder im “Kaninchenraum” befinden, klingt die Unsauberkeit meist wieder ab und sie werden wieder stubenrein.

Mehr zum Thema Stubenreinheit gibt es hier: Stubenreinheit

 


Was tun, wenn es mal gefährlich wird?


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Es ist ganz normal, wenn die Kaninchen sich hinterher laufen, anspringen, sich gegenseitig rammeln (auch Weibchen rammeln) oder Fell verlieren. Wenn Fell fliegt, muss das nicht zwingend heißen, dass sie es sich gegenseitig herausgerissen haben. Fell verlieren Kaninchen meistens von selbst in Stresssituationen und eine VG ist immer mit Stress verbunden, also keine Panik und auf keinen Fall die VG abbrechen, da sie nur ihre Rangordnung klären müssen!

Rammeln ist hier auch keinesfalls ein Zeichen von sexuellen Trieben, sondern es ist ein Dominanzverhalten. Kaninchen rammeln, um zu zeigen, dass sie das ranghöhere Tier sein möchten.
Mehr zum Thema Kaninchensprache gibt es hier: Kaninchensprache

Nicht normal ist, wenn sich die Kaninchen (blutig) beißen (nicht zwicken) und tiefe Wunden entstehen, die vor allem an den Augen gefährlich werden können! Falls der Fall eintritt, dass sie sich beißen, bitte sofort trennen (in getrennten Räumen) und ihnen eine Ruhe gönnen. Ist es eine tiefe Bisswunde, muss sie genäht werden.
Ratsam ist es, vorsichtshalber zum Tierarzt zu gehen, damit er diese sofort versorgen- oder falls nötig, nähen kann.
Um die Tiere zu trennen, wenn sie sich beißen, kann man zunächst versuchen, Heu über sie rieseln zu lassen, viele Kaninchen beruhigen sich dadurch.
Eine weitere Möglichkeit wäre ganz plötzlich und laut in die Hände zu klatschen, damit sie sich erschrecken und voneinander los lassen.
Bringt nichts von alledem den gewünschten Erfolg, sollten von vornherein sehr dicke Handschuhe bereitgelegt werden, die man dann benötigt um die Tiere voneinander zu lösen. Dicke Handschuhe deshalb, da die Kaninchen im Eifer des Gefechts in die Hand beißen und deren Zähne sehr spitz sind (immerhin können sie Äste zernagen)!

Doch bitte nicht denken, dass diese Kaninchen nun alleine gehalten werden müssen, da sie unverträglich gegenüber Artgenossen sind! Am besten die beiden Kaninchen für 1-2 Wochen trennen und die VG anschließend erneut versuchen. Ist die VG immer wieder zum Scheitern verurteilt, sollte es mit einem anderen Kaninchen (oder das dazu nehmen eines dritten Kaninchens) versucht werden. Denn nur weil das vorhandene Kaninchen das neue Kaninchen nicht mag, heißt das nicht, dass es mit keinem Artgenossen auskommt!